Verwinkelte Gassen und Fachwerkhäuser bestimmen den ersten Eindruck, den Besucher von Quedlinburg bekommen. Das sachsen-anhaltinische Städtchen wirkt mittelalterlich-historisch, vor allem aber sehr beschaulich. Einzig die Dimensionen des Marktplatzes sowie die über allem thronende Stiftskirche St. Servatius und das Schloss lassen die einstige Bedeutung der Stadt erahnen. Immerhin war Quedlinburg der Platz, an dem König Heinrich I. einst die Grundlagen für die Einigung der deutschen Herzogtümer legte. Bis heute gilt der König, der in Wagners „Lohengrin“ unter dem Namen Heinrich der Vogler auftritt, daher als Gründer des Deutschen Reiches. Im Jahre 900 kam die Familie der Liudolfinger, aus der Heinrich stammt, in den Besitz von Quedlinburg. Nach dem Tod des sächsischen Herzogs Otto 912 übernahm sein Sohn Heinrich, der mit einer Urenkelin des berühmten Sachsenführers Widukind verheiratet war, die Macht.
mittelalterliches Machtzentrum
Im Jahre 919 ließ er die noch aus der Karolingerzeit stammende alte „Quedlinburg“, für die er schon früh eine Vorliebe entwickelt hatte, zur Königspfalz umgestalten. Neue Schutzwälle wurden errichtet, die Anlage wurde zur Machtzentrale, zum Regierungssitz umfunktioniert und zur Trutzburg umgebaut. Zur Quedlinburger Pfalz gehörten damals der Burgberg, die Vorburg, die als Versorgungsstätte diente, und der im Tal gelegene königliche Hof. Mit dem Aufstieg Heinrichs I. zum mächtigen Herrscher über die sich zum ersten Mal vereinigenden deutschen Stämme wuchs auch die Bedeutung von Heinrichs Lieblingsresidenz.
Die Königspfalz Quedlinburg war nicht nur der Ort, von dem aus Sachsen, Franken, Schwaben, Bayern und Lothringen dominiert und regiert wurden, sondern damit faktisch auch die Stätte der Wiege des ersten deutschen Staates. Ein mystischer Ort für die deutsche Geschichte, der dennoch erst im Jahre 922 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sein Gründer und bis heute wichtigster ehemaliger Bewohner, König Heinrich I., ist hier nach wie vor allgegenwärtig.
Im Jahre 929 erreichte Heinrich I. die Einheit der Stammesverbände und die Zustimmung der wichtigsten Adelsvertreter dazu, seinen Sohn Otto als Nachfolger zu bestimmen. Damit wurde ein „Unteilbarkeitsprinzip des mittelalterlichen Deutschen Reiches“ entwickelt, das Teilungen und Schwächungen des Reichsgebietes verhindern sollte.
Bis heute ruhen Heinrich I. und seine Frau Mathilde im monumentalen Sandsteinbau der Stiftskirche über der Stadt. Es war sein persönlichster Wunsch, hier die ewige Ruhe zu finden. Seit 1994 gehört die Kirche mit dem Schloss und der Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe.
... dass der Quedlinburger Musiksommer – ein Festival für klassische Musik mit dem Schwerpunkt Kirchenmusik – bereits seit 1981 stattfindet? Von Juni bis September 2017 ermuntern zahlreiche Konzerte mit Ensembles und Solisten zum Besuch der Stadt. Unter anderem werden alle Motetten Johann Sebastian Bachs aufgeführt.
Einzigartiges stadtbild
Mehr als 1200 Fachwerkhäuser aus sieben Jahrhunderten stehen in Quedlinburg – für Liebhaber feingliedriger Architektur also, neben der mittelalterlichen Historie rund um den Reichsgründer, ein echter Fundus. Noch heute ist der Grundriss der Stadt praktisch derselbe wie im Mittelalter. Ein Unikum, haben sich doch die meisten Städte samt Straßenverläufen im Laufe der Jahrhunderte, spätestens jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg, drastisch gewandelt. Neben dem nahezu unverändert bestehenden mittelalterlichen Stadtbild und dem guten Erhaltungszustand vieler Bauwerke war es vor allem diese Ursprünglichkeit im Grundriss, die die UNESCO 1994 dazu bewog, Quedlinburg den begehrten Welterbe-Status zu verleihen.
der wiedergefundene Domschatz
In der romanischen Stiftskirche werden heute wieder Gottesdienste abgehalten – für Gläubige ein besonderes Erlebnis. Drei Vorgängerbauten gingen der im 12. Jahrhundert geweihten Basilika voran. Dass europaweite Trends auch damals nicht unbekannt waren, zeigt die lombardisch beeinflusste Fassade. Im Inneren trennt ein Wechsel von Pfeiler und Säule Haupt- und Seitenschiffe, im Westen des Sakralbaus befindet sich die Kaiserloge.
Neben dem Bauwerk an sich zieht auch der Domschatz viele Besucher an. Zu ihm gehören ein aus dem 13. Jahrhundert stammender Teppich, verschiedenste Reliquienbehälter, Evangelikare und kostbare Wappenkästen. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs wurde der Schatz gestohlen, tauchte erst Jahrzehnte später wieder auf und ist seit 1994 wieder an seinem alten Platz zu bewundern.
einsteigen zur Zeitreise
Doch nicht nur die Stiftskirche, sondern schon ein erster gemütlicher Spaziergang durch die Altstadt gleicht einer Zeitreise durch die Jahrhunderte. Wer sich näher über die verschiedenen Stile der Fachwerkhäuser mit ihren geschichtlichen Hintergründen aufklären lassen will, sollte unbedingt eine der zahlreichen Stadtführungen mitmachen, bei denen die gut geschulten Führer auch auf historische Fachfragen eingehen. Besonders in der Marktstraße kann man durch die unmittelbare Abfolge von Bauten, die zwischen Renaissance und Rokoko entstanden, in kurzer Zeit auf einmalige Weise Kunstgeschichte erleben. Eindrücke, die in Erinnerung bleiben. Fast 1700 der über 2200 Fachwerkhäuser wurden laut Denkmalpflegeplan als schützenswerte Baudenkmäler eingestuft.
Ein ganz besonderer Höhepunkt auf der städtebaulichen Kunsttour ist das Ständerhaus in der Wordgasse 3. Dieses zu Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete Fachwerkhaus gilt als eines der ältesten in Deutschland und als besonders markantes Beispiel für die Bauart. In dem bis 1968 trotz erheblicher baulicher Defizite bewohnten Gebäude ist seit 1976 das Fachwerkmuseum Ständerbau mit seiner informativen Ausstellung untergebracht. Anhand zahlreicher Modelle erfahren Besucher hier viel Wissenswertes über diese traditionelle Bauweise, ihre lokalen Ausprägungen und ihre Geschichte im Verlauf der Jahrhunderte.
2019 – Jahr der krönungsfeier
Es sind Schmuckstücke wie diese, die das 21 500-Einwohner-Städtchen zum Touristenmagneten in Sachsen-Anhalt werden ließen. Vor dem Hintergrund eines stark wachsenden Deutschlandtourismus konnte das Bundesland im ersten Halbjahr 2016 insgesamt nur einen Zuwachs von 2,5 Prozent bei den Übernachtungen verbuchen. Demgegenüber schneidet Quedlinburg mit 189 751 Übernachtungen und einem Plus von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fast doppelt so gut ab. Thomas Bracht, der Geschäftsführer der städtischen Tourismus-Management GmbH, führt diesen Erfolg auf die maßgeschneiderten Angebote Quedlinburgs zurück: „Die konsequente Ausrichtung des Marketings auf die Stärken der Stadt spricht potenzielle Gäste an.“
Neben dem kulturell Interessierten finden aber auch immer mehr Geschäftsreisende den Weg nach Quedlinburg. Das sorgt dafür, dass inzwischen die Betten der Gasthäuser und Hotels auch unter der Woche gut belegt sind. Derzeit bereitet man sich auf zwei Jahrestage vor und blickt optimistisch auf die weitere Entwicklung: 2019 steht das 1100-jährige Krönungsjubiläum Heinrichs I. an. Außerdem feiert die Stadt im selben Jahr 25 Jahre Zugehörigkeit zur UNESCO-Welterbeliste. Mehrere Arbeitsgruppen beschäftigen sich derzeit mit der Ideen-findung für Veranstaltungen zu den Jubiläen.
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