Im Wahlkampffieber um Frankreichs neuen Präsidenten geht das aktuelle Referendum in der Schweiz fast unter. Auch dort befindet man sich in der heißen Phase der Wählermobilisierung, allerdings geht es dabei nicht um einen neuen Regierungschef, sondern um die künftige Energiegewinnung. Die Schweiz ist nämlich eine direkte Demokratie mit vielen Abstimmungen auf unterschiedlichen Staatsebenen. Der aktuelle Volksentscheid betrifft die gesamte Schweiz und wird daher ähnlich richtungsweisend sein wie die Präsidentenwahl in Frankreich. Denn es geht um den Ausstieg aus der Kernenergie. Am 21. Mai stimmen die Wahlberechtigten über die Änderung des Energiegesetzes ab. Ziel der „Energiestrategie 2050“ des Bundesrats, also der Regierung der Schweiz, ist es, den Energieverbrauch zu senken, die erneuerbaren Energien zu fördern und den Bau neuer Kernkraftwerke zu verbieten.
Der Bundesrat und das Parlament wollen mit dem Gesetz zudem die Abhängigkeit von importierten fossilen Energieträgern verringern und Arbeitsplätze in der Schweiz schaffen. Immerhin deckt die Schweiz 75 Prozent ihres Energieverbrauchs durch Einfuhren aus dem Ausland. Durch das Gesetz soll beispielsweise die energetische Sanierung von Gebäuden gefördert und der Energieverbrauch von Autos kräftig gesenkt werden. Die Regierung will die Maßnahmen durch einen höheren Netzzuschlag finanzieren. Laut den Berechnungen kommen dadurch auf einen Haushalt mir vier Personen zusätzliche Kosten von 40 Franken (37,60 Euro) pro Jahr zu.
Gibt es einen „Leuthard-Effekt“?
Die Schweizerische Volkspartei (SVP) und ein Teil der Wirtschaft lehnen das Energiegesetz allerdings ab, weil sie befürchten, dass die Kosten deutlich höher ausfallen und es mehr Bürokratie geben könnte. Das „Wirtschaftskomitee gegen das Energiegesetz“ befürchtet zudem, dass die Stromversorgungssicherheit im Winterhalbjahr in hohem Maße gefährdet wäre.
Dennoch deuten Umfragen darauf hin, dass sich eine Mehrheit von 60 Prozent der Wähler für ein „Ja“ zum Energiegesetz entscheiden könnte. Zugpferd des Gesetzes ist Energieministerin Doris Leuthard, die eine hohe Glaubwürdigkeit genießt. Leuthard war eine der Ersten, die nach dem Atom-unglück im japanischen Fukushima 2011 gefordert haben, die Schweiz müsse aus der Kernenergie aussteigen. Doch der Ausstieg soll mit Bedacht erfolgen, weshalb Leuthard das neue Energiegesetz so umwirbt: „Sicher, sauber, schweizerisch“.
SMI war ein Nachzügler
Je näher das Referendum rückt, umso mehr könnte der Schweizer Aktienmarkt in den Fokus der Investoren rücken. Seit Mitte 2016 ist der Swiss Market Index (SMI), der die Kursentwicklung der 20 größten und liquidesten Werte abbildet, nicht nur deutlich schlechter gelaufen als der Dax, der als Performance-Index die Dividendenzahlungen enthält, sondern auch schlechter als der „reine“ Dax-Kursindex ohne Dividenden. Der Grund: Ab Mitte 2016 setzten Investoren verstärkt auf eine Beschleunigung des Wachstums der Weltwirtschaft und damit ein Anheizen der Inflation. In diesem Umfeld war der Dax gefragt, weil in dem Index der Anteil der Zykliker, also der Unternehmen aus konjunkturabhängigen Sektoren wie Auto, Chemie und Halbleiter, deutlich höher ist als in fast jedem anderen Index der Welt. Da hatte der SMI das Nachsehen, wird er doch von Aktien aus defensiven Branchen wie Nahrungsmittel und Pharma dominiert. Spitzenreiter Nestlé kommt auf ein Indexgewicht von 22,5 Prozent, vor den Pharmakonzernen Novartis (18,7 Prozent) und Roche (17,2 Prozent). Damit bringt das Trio insgesamt knapp 60 Prozent des Gewichts des SMI auf die Waage und bestimmt maßgeblich die Richtung des Index. Gleichzeitig hat der allmähliche Anstieg des Franken gegenüber dem Euro den Anstieg des SMI gebremst, weil sich die Perspektiven für die exportabhängigen Schweizer Unternehmen eintrüben, wenn Schweizer Produkte im Ausland teurer werden, während ausländische Produkte in der Schweiz billiger werden.
Angriff auf den Kursgipfel
Genau diese defensive Ausrichtung könnte dem SMI in den nächsten Monaten aber zugutekommen und den Index in Richtung des Rekordhochs von Juni 2007 bei mehr als 9500 Punkten treiben. Denn zuletzt haben sich die Perspektiven für die US-Wirtschaft merklich eingetrübt, wie der deutliche Rückgang der Zinsen für zehnjährige US-Anleihen signalisiert. Die sinkenden Zinsen für US-Anleihen ziehen auch jene für deutsche und Schweizer Anleihen mit nach unten. In diesem Umfeld schichten Investoren verstärkt Geld aus Zyklikern in Aktien aus defensiven Sektoren um, weshalb sich der SMI allmählich wieder in Richtung Gipfel bewegen könnte.
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