Im Wahlkampf ging es für viele Deutsche dann einfach um Links oder Rechts, Rot oder Schwarz. Brandt alias Herbert Frahm war als uneheliches Kind bei vielen umstritten. Unumstrittenes Glück hatte er jedoch bei seiner Personalwahl mit Egon Bahr, der sich als Weggefährte immer wieder für den Sozialdemokraten ins Zeug legte. Bahr zog die Fäden im Hintergrund und war, wenn es das im politischen Leben gibt, ein wirklicher Freund für den Kanzler. Denn in der eigenen Partei hatte Brandt im Fraktionsvorsitzenden und „Lautsprecher“ Herbert Wehner einen starken Konkurrenten, der ihn nach der DDR-Spionageaffäre um Günter Guillaume schnell fallen ließ.
Kniefall und Aufbruch
Am bekanntesten ist Willy Brandt aber durch seinen Kniefall im Dezember 1970 in Warschau am Mahnmal des Ghetto-Aufstandes von 1943 geworden. Das war das Symbol für den Aufbruch in eine neue Ostpolitik, zu Entspannung und Abrüstung im Kalten Krieg zwischen Ost und West. Für diese Politik erhielt Brandt 1971 den Friedensnobelpreis.
Barzel scheitert mit Misstrauensvotum
Im darauf folgenden Jahr musste Brandt ein Misstrauensvotum überstehen. Denn 1972 waren so viele Abgeordnete der SPD und der FDP zur Unionsfraktion gewechselt, dass die Union rechnerisch über eine knappe absolute Mehrheit verfügte. Dennoch fehlten dem Unions-Vorsitzenden Rainer Barzel bei der Abstimmung im April 1972 zwei Stimmen, um Brandt durch ein konstruktives Misstrauensvotum ablösen zu können. Wie sich herausstellte, leistete der DDR-Geheimdienst durch Bestechung einen entscheidenden Beitrag zum Scheitern Barzels. Ende 1972 folgte dann die Bundestagswahl und mit dem Schwung aus dem Sieg bei der Abstimmung im Bundestag gelang Brandt 1972 eine grandiose Wiederwahl mit 45,8 Prozent der Stimmen. Die SPD wurde die stärkste Fraktion im Bundestag. Das war der Höhepunkt der Regierungszeit von Willy Brandt, „von da an ging es bergab“, wie Egon Bahr, damals der Bundesminister für besondere Aufgaben, später erklärte.
1973 beginnt die erste Ölkrise
Auch international wurde es schwieriger. Am 6. Oktober 1973 begann der Jom-Kippur-Krieg durch den Angriff von Ägypten und Syrien auf Israel, welches sich verteidigte und sogar Gebiete erobern konnte. Am 17. Oktober beschloss die OPEC daher eine Reduktion des Ölangebots um fünf Prozent. Gegen die USA, die auf der Seite Israels standen, wurde ein kompletter Boykott verhängt. Deutschland reagierte auf die explodierenden Energiepreise mit einem Energiesicherungsgesetz, das unter anderem zu vier autofreien Sonntagen führte. Dennoch musste die Bundesrepublik im Jahr 1974 für ihre Ölimporte rund 17 Milliarden Mark mehr bezahlen als im Vorjahr. Die stark steigenden Spritpreise und die Konjunkturprogramme der Regierung Brandt führten dazu, dass die Inflation nach oben schoss, während die Wirtschaft stagnierte.
Nixon schafft Dollar-Gold-Bindung ab
Zuvor gab es aber schon andere Krisen in der Kanzlerschaft Willy Brandts, etwa den „Nixon-Schock“ vom 15. August 1971. Wegen der hohen Kosten für den Vietnamkrieg und für Sozialprogramme waren die Staatsschulden der USA und die Inflation deutlich angestiegen, weshalb der Dollar zusehends an Wert verlor. Nachdem etliche Länder den Umtausch von Dollar in Gold gefordert hatten, kündigte der damalige US-Präsident Richard Nixon völlig überraschend an, den Umtausch „zeitlich befristet“ aufzuheben. Bis zum Ende der Siebzigerjahre verlor der US-Dollar aber dennoch tendenziell weiter an Wert.
McDonald’s und Commerzbank setzen über
Am 4. Dezember 1971 machte McDonald’s in München seine erste Filiale in Deutschland auf – aktuell sind es 1478. Im gleichen Jahr eröffnete die Commerzbank als erstes deutsches Kreditinstitut eine Filiale in New York. Nolan Bushnell und Ted Dabney gründeten am 27. Juni 1972 in Kalifornien den Automatenhersteller und späteren Videospielproduzenten Atari. Im gleichen Jahr riefen fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter, darunter Dietmar Hopp und Hasso Plattner, das Unternehmen „Systemanalyse und Programmentwicklung“ ins Leben – die heutige SAP SE. Als kleiner Trost für alle, die Brandt heute vermissen, lohnt sich ein Blick in den „Polizeiruf 110“ im sonntäglichen Fernsehprogramm, wo Fans des Altkanzlers seinen Sohn, den beliebten Schauspieler Matthias Brandt, bewundern können.
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