Seit 2015 befindet sich die Fed in einem Erhöhungszyklus: Drei Zinsschritten 2017 hat sie im laufenden Jahr bereits zwei weitere Erhöhungen folgen lassen. Mit dem aktuell erreichten Niveau von 1,75 bis 2,00 Prozent soll es nach Meinung des Offenmarktausschusses jedoch keineswegs sein Bewenden haben. Allgemein wird damit gerechnet, dass die amerikanischen Notenbanker noch zwei Mal bis zur Jahreswende an der Zinsschraube drehen werden. Zum Vergleich: Die Europäische Zentralbank wird wohl erst im Sommer 2019 überhaupt damit beginnen, die Leitzinsen anzuheben.
Der Offenmarktausschuss trifft seine Zinsentscheidungen zwar aufgrund einer Gesamtabwägung der wirtschaftlichen Lage, zwei Kriterien genießen aber – das hat die Vergangenheit immer wieder gezeigt – besondere Beachtung: die Arbeitslosigkeit und die Inflation. Mehrfach hat die Fed hier ihre Ziele definiert: ein robuster Arbeitsmarkt mit einer niedrigen Arbeitslosenquote und eine Inflationsrate von 2 Prozent. Der Arbeitsmarkt bietet derzeit vergleichsweise wenig Grund zur Sorge: Zwar hat sich das Tempo, mit dem die Unternehmen neue Jobs schaffen, seit dem Amtsantritt von Donald Trump verlangsamt, dennoch ist die Beschäftigung hoch und im Juli war die Arbeitslosenquote mit saisonbereinigten 3,9 Prozent so niedrig wie seit 18 Jahren nicht mehr. Auch die Inflation befindet sich mit 2,9 Prozent erstmals seit Jahren im Zielkorridor der Fed von 2 Prozent.
Sowohl Fed-Chef Powell als auch weitere Noten-bankgouverneure haben mehrfach angedeutet, dass es 2018 noch zu zwei weiteren Zinserhöhungen kommen könnte. Drei Mal hat der Offenmarktausschuss in diesem Jahr noch Gelegenheit, weitere Zinsschritte zu verkünden. Am 26. September und am 19. Dezember sind Pressekonferenzen vorgesehen, eine Entscheidung kann jedoch genauso gut nach der Sitzung am 8. November fallen – in diesem Fall würde sich Powell im Rahmen einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz erklären. Würde sich das auch von vielen Beobachtern als wahrscheinlich eingeschätzte Szenario bewahrheiten und die Fed zwei weitere Zinsschritte von je 0,25 Prozentpunkten gehen, könnte das neue Jahr 2019 mit Leitzinsen im Bereich von 2,25 bis 2,50 Prozent beginnen.
kritik aus dem weißen haus
Bei ihren Entscheidungen zur Zinspolitik wolle und dürfe die Fed, das hat Jerome Powell immer wieder betont, die Wachstumsdynamik nicht hemmen, müsse aber gleichzeitig ein „Bollwerk“ gegen ungebremstes Wachstum und eine Überhitzung der Wirtschaft errichten. Powell: „Ich sehe den gegenwärtigen Weg der schrittweisen Anhebung der Zinssätze als Ansatz des [Offenmarktausschusses], beide Risiken ernst zu nehmen.“
Auch wenn die Politik der Fed nicht neu ist und sie von vielen Seiten Beifall bekommt – einer ist mit ihrem Kurs ganz und gar nicht zufrieden: der Präsident. Wenig überraschend sieht Donald Trump nämlich in den guten Wirtschaftsdaten eine Bestätigung seiner Politik und reagiert empfindlich, wenn er den Konjunkturaufschwung gefährdet wähnt. Zudem ist ein möglichst schnelles Wirtschaftswachstum wohl eine wichtige Voraussetzung für die Erhöhung der Staatseinnahmen. Wie wichtig das Thema dem Präsidenten ist, ist daran zu erkennen, dass er bereits vor der offiziellen Bekanntgabe der Wirtschaftsdaten selbst per Twitter einen Hinweis auf die Zahlen gab.
Er sei von dem von ihm berufenen Kandidaten Powell enttäuscht, äußerte sich Donald Trump auf einer Spendenveranstaltung. Als er ihn für das Amt des Notenbankchefs nominiert habe, sei er davon ausgegangen, dieser sei ein „Mann des billigen Geldes“. Powell hatte zuvor in einem Radiointerview die Unabhängigkeit der Fed betont, aber auch versucht, Gerüchten über einen Konflikt mit dem Weißen Haus den Wind aus den Segeln zu nehmen: „Wir tun unsere Arbeit auf strikt unpolitische Weise, basierend auf detaillierten Analysen, die wir transparent zu Protokoll geben.“ Und weiter: „Ich möchte jedoch hinzufügen, dass niemand in der Administration etwas zu mir gesagt hat, das mir in dieser Hinsicht wirklich Sorge bereitet.“ Berücksichtigt man die Impulsivität, durch die die Äußerungen Trumps gelegentlich gekennzeichnet sind, könnte sich der ganze Streit um die Zinspolitik als Sturm im Wasserglas erweisen – vor allem dann, wenn die US-Wirtschaft weiter boomt.
rekorde, rekorde
Schon das „Rennen“ zwischen Amazon und Apple im Sommer um das Erreichen einer Marktkapitalisierung von 1 Billion Dollar zeigte die gute Verfassung der US-Wirtschaft. Noch deutlicher wird sie allerdings beim Blick auf die wichtigsten Indizes des Landes: Sowohl der breit gefasste S&P 500 als auch der Blue-Chip-Index Dow Jones und das Technologie-Barometer Nasdaq 100 legten im Jahresvergleich um jeweils mindestens 15 Prozent zu. Mit 25 Prozent ragt der Nasdaq – mit den Schwergewichten Apple und Amazon – hier heraus. Dagegen lagen sowohl der Dax als auch der Euro Stoxx 50, aber auch der Hongkonger Hang Seng Index, im gleichen Zeitraum im Minus.
Wie geht es weiter? Analysten von Reuters geben zu bedenken, dass die Auswirkungen der Ausgaben- und Steuerpolitik Donald Trumps noch gar nicht voll zu spüren seien und für weitere Stimulation sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch bei der Konjunktur sorgen könnten. Allerdings hätten sich auch die Unsicherheiten im Hinblick auf die Handelskonflikte mit China und der Europäischen Union noch nicht bemerkbar gemacht. Sollte sich das ändern, könnte sich auch die Fed veranlasst sehen, statt der angepeilten drei Zinsschritte im kommenden Jahr doch vorsichtiger zu agieren. Denn genau von solcher Art wären die ökonomischen Gründe, die Jerome Powell und seine Kollegen nach eigenen Angaben zum Handeln bewegen.
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